„Meine größte Inspirationsquelle sind ausländische Fotografen und Modelle“

Piet Pics im Interview. Der Fotograf aus Bad Oeynhausen über Fotowalks, die Verbindung von Urlaub und Fotografie sowie den Reiz Kampagnen zu fotografieren.

Lesezeit: ca. 5 Minuten

PMIG: Peter, als erstes möchte ich Dich fragen was es Dir bedeutet zu fotografieren? Wie bist Du dazu gekommen, und warum lässt es Dich nicht los?

PIET PICS: Fotografieren ist für mich nicht nur Hobby und Leidenschaft, sondern auch ein großer Teil meines Lebensinhaltes. Das beantwortet auch die letzte Frage: ohne wär ich irgendwie nicht mehr komplett! Es macht mir einen Riesenspaß aus vorhandenem Licht, gegebenen Räumlichkeiten und Umständen etwas ästhetisches zu erschaffen und dabei auch noch so viele coole Leute kennenzulernen. Ursprünglich wollte ich damals nur eine modernere Kamera kaufen. Während eines Urlaubes bedauerte ich keine halbwegs ordentliche zu besitzen. Danach ließ ich mich breitschlagen eine neue DSLR zu kaufen. Im ersten Jahr habe ich noch nicht einmal Blümchen und Landschaften fotografiert, sondern hin und wieder mal Architektur bei Nacht. Ansonsten lernte ich einfach mit der Kamera umzugehen. Einige Zeit später wurde ich zu einem Fotowalk mitgenommen, bei dem ich erstmals Menschen vor der Linse hatte, womit mein Interesse an der Peoplefotografie geweckt wurde.

PMIG: Also widmest Du einen Großteil deines Lebens der Fotografie und lebst davon?

PIET PICS: Nein, ich lebe nicht davon. Jobs sind die absolute Ausnahme, aber ich habe durch die Shootingplanung, Bildbearbeitung und allgemein Social Media fast permanent mit der Fotografie zu tun.

PMIG: Kannst du dich noch an deine Anfänge erinnern? Wie leicht oder schwer war es an Models zu kommen und vor allem hattest du andere Fotografen die dir das ein oder andere gezeigt haben? Oder hast du dir alles selbst beigebracht?

PIET PICS: Oh ja, ich kann mich sehr gut erinnern!

An Modelle zu kommen war anfangs natürlich schwieriger als heute. Aber auch heute ist es nicht immer einfach, da nicht jedes Model zu jedem Fotografen passt, es manchmal an der Kommunikation hakt, oder sich die gemeinsame Terminfindung als schwierig erweist. Anfangs habe ich mich relativ lange nicht getraut  jemanden anzuschreiben. Logischerweise kam mein erstes Shooting dann auch zustande weil mich jemand anschrieb. Mit ihr habe ich dann mehrmals Bilder gemacht, bis ich es dann wagte selber Modelle anzuschreiben. Zwischenzeitlich besuchte ich Fotowalks um zu üben. Dort lernte ich viele Leute kennen mit denen ich teilweise heute noch Kontakt habe.

Ich muss zugeben, dass ich mir im Nachhinein vieles hätte sparen können. Ich brauchte einfach eine gewisse Zeit um festzustellen was ich genau machen möchte und welche Richtung ich einschlagen wollte. Aus diesem Grund investierte ich in Workshops. Allerdings erkannte ich regelmäßig danach nicht eindeutig was ich gelernt hatte, so dass mir nicht richtig klar wurde was ich zukünftig ändern soll. Vielleicht war ein Grund, dass der Stil der Fotografen nicht zu mir passte. Meine Fotografie wurde langsam besser, als ich anfing nur mit vorhandenem Licht, speziell Fensterlicht zu arbeiten. Ich erinnere mich an ein Shooting für das ich ein Model gebucht hatte. Sie gab mir einige Tipps, die mich zum Available Light Fotografen haben werden lassen. Es fühlt sich im Nachhinein wie ein Wendepunkt an. Vorher hatte ich regelmäßig eine Softbox mit Lichtstativ dabei, was ich als sehr lästig empfand. Darauf habe ich dann aufgebaut und bin mehr in die Sensual/Lingerie/Nude Richtung, bevorzugt mit Fensterlicht, gegangen, da ich mit diesem Licht am besten umgehen konnte. „Angezogen“ erhielt ich einfach nicht den gewünschten Effekt.
Da ich oftmals für meine Retusche kritisiert wurde, besuchte ich zwischenzeitlich ein Retusche-Coaching bei dem die Grundlagen für meine heutigen Kenntnisse gelegt wurden. Trotzdem brauchte ich Geduld, da ich merkte, dass sich der Erfolg nicht gerade schnell einstellte. Es besteht ein Unterschied zwischen Zuschauen und selber machen! Ich würde jedem Fotografen empfehlen sich hin und wieder mal mit Kollegen auszutauschen um sich zu unterstützen. Ob das „live“ oder über Skype passiert, spielt keine große Rolle. Mir macht das regelmäßig Spaß.

PMIG: Durch die Fotografie bist du sehr viel unterwegs. Ich erinnere mich an Thailand, New York, Los Angeles. Wie finanzierst du dir denn diese Reisen und ist für die nächste Zeit wieder eine Reise geplant?

PIET PICS: Die Reisen mit meinem Freund Timo sind quasi mein Urlaub. Es wird nicht nur fotografiert, sondern auch einfach nur Urlaub gemacht. Wir chillen, hängen am Strand rum, gehen feiern, oder machen Sightseeing. Ich mag diese Kombination aus Hobby und Urlaub. Jeder zahlt für sich, es sei denn wir haben einen Sponsor, für den wir im Auftrag fotografieren. Die nächste Tour ist schon in Planung. Nächstes Jahr im Februar fliegen wir nach New York, Miami, Kuba und Mexico…wird sicher aufregend.

PMIG: Du hast eine interessante Entwicklung durchlaufen. Woher nimmst du deine Fotoideen bzw. Inspirationen? Gibt es da etwas was du empfehlen kannst?

PIET PICS: Es gibt sehr vieles was inspirieren kann und auch mich inspiriert. Dazu gehören andere Fotografen, Modelle, manchmal auch Blogger/Influencer, Filme, Musikvideos und Werbung. Aber tatsächlich sind meine größte Inspirationsquelle ausländische Fotografen und Modelle. Das wäre auch meine Empfehlung. Es tut wirklich gut, wenn man sich aus deutschen Fotogruppen bei Facebook eher raushält und sich mehr Arbeiten von Leuten anschaut die ein ganz anderes Umfeld haben. Ich überlege schon etwas länger mir einen Instagram Account anzulegen, der dazu dient nur solchen Leuten zu folgen. Man kann es natürlich auch mit seinem derzeitigen Account machen, aber ich möchte meine Kontakte natürlich trotzdem im Auge behalten und auch unterstützen.

Ein weiterer Punkt der mir immer wichtiger wird sind Bildbände. Die habe ich kürzlich für mich entdeckt und finde es sehr schön um mich inspirieren zu lassen.

PMIG: Das klingt sehr spannend und da darf man sicher auch auf die Ergebnisse gespannt sein. Deine Bilder haben einen sehr großen Wiedererkennungswert. Gibst du eigentlich auch Workshops zur Fotografie oder Bildbearbeitung?

PIET PICS: Vielen Dank! Das freut mich zu hören. Bisher denke ich nicht ernsthaft darüber nach. Und wenn ich ehrlich bin sehe ich mich auch nicht in der Position Workshops zu geben. Aber falls ich meine Meinung irgendwann einmal ändern sollte, wäre es mir wichtig, dass die Teilnehmer nicht nur meinen Stil übernehmen und einfach das gleiche machen, sondern, dass ich wirklich weiterhelfen kann. Es wäre mir eine Ehre die Fortschritte zu sehen, aber wie gesagt, ich kann es mir momentan nicht vorstellen.

PMIG: Deine Fotos bestechen durch sehr gutes colour grading. Welche Tipps hast Du für Fotografen die sich in diesem Bereich verbessern möchten?

PIET PICS: Tatsächlich ist das die mir meist gestellte Frage, und bei sehr viele Nachrichten die mich erreichen, geht es ebenfalls um dieses Thema.

Natürlich spielt das colour grading eine Rolle in meinen Bildern, aber meiner Meinung nach, wird der fotografische Teil etwas unterschätzt. Die Farben sollten von vornherein passen oder man dreht sie sich nachher harmonisch zurecht. In meinem Fall sind das meist warme Farbtöne, gerne in Kombination mit komplementären Farben. Die genaue Bearbeitung zu beschreiben, würde an dieser Stelle allerdings den Rahmen sprengen. Ich finde es wichtig zu erwähnen, dass man für den finalen Look auch schon im Vorfeld einige Sachen beachten sollte, und nicht nur die Bearbeitung wichtig ist.

PMIG: Wie sehen deine Zukunftspläne hinsichtlich der Fotografie aus? Denkst Du auch über andere Stilrichtungen nach? Was sind Deine Ziele?

PIET PICS: Bestimmte Pläne habe ich nicht. Ich bin nicht daran interessiert Geld mit der Fotografie zu verdienen. Vielmehr mache ich es weil es mir Spaß und Abwechslung zum Alltag bringt. Was ich mir allerdings vorstellen kann ist Kampagnen zu fotografieren, z.B. Lingerie/Dessous, Swimwear oder Sportbekleidung. Also weniger mit Endkunden, sondern eher für Kunden. Das würde mir Spaß machen und ich könnte es mir beruflich vorstellen. Was ich in Zukunft mache, lasse ich auf mich zukommen. Ich möchte weiterhin nur das tun, worauf ich wirklich Lust habe. Aus diesem Grund habe ich auch nie ernsthaft darüber nachgedacht mein Hobby zum Beruf zu machen.

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